Ein Bericht und Gedicht über Götz von Berlichingen und die Padberger                                                        von Claudia Linnenbrink           

Götz von Berlichingen 1547, Fotographie eines Glasbildes im Museum Jaxthausen

Götz von Berlichingen und die Padberger

 

Soll da wirklich eine Beziehung zwischen dem allseits bekannten Haudegen Götz von Berlichingen und dem kleinen unbedeutenden Dorf im Sauerland bestehen?

 

Unbedeutend! Aber nicht für uns Padberger und ja, es besteht eine Beziehung!

 

Es ist dieser Tage 500 Jahre her, um genau zu sein war es am 16. März 1516, dass die Raubritter von Padberg und die gefürchtete „Eiserne Hand“ gemeinsame Sache gegen Graf Phillip II. von Waldeck machten. Nanu, dass wir Padberger uns erst in der Neuzeit mit den Waldeckern und Korbachern auf freundschaftlichen Pfaden bewegen, weiß natürlich jeder Padberger, doch was hat so ein fränkischer Ritter fern seiner Heimat mit den Waldeckern zu schaffen? Die Geschichte ist schnell erzählt.

 

Wie die Herren von Padberg so konnte auch ein Herr von Berlichingen nicht mehr von Krieg, Turnieren und der Minne leben. Diese Zeiten waren vorbei und von irgendetwas musste man als 10. Kind eines alten Rittergeschlechtes ja leben. Man plünderte, raubte und brandschatzte. Und dann gab es noch „ganz besondere Einnahme-Quellen“, nämlich das Entführen und Lösegeld-Erpressen großer Persönlichkeiten. Die gab es auch schon früher und das lohnte sich! So bekam Götz von Berlichingen Wind davon, dass 14 betuchte Domherren und -räte auf dem Weg zum Bischof nach Mainz waren und nicht nur die Herren selber, auch ihre fetten Geldbeutel. Da muss sich doch was machen lassen! Man plante also und legte sich auf die Lauer. Damals vor 500 Jahren gab es aber kein WhatsApp, YouTube und mobiles Internet, so wurde es den Spitzbuben mit der Zeit ganz schön langweilig. Also plünderte man zum Zeitvertreib, und weil man eh gerade nichts Besseres zu tun hatte, im Mainzer Amt Amöneburg ein paar Dörfer. Doch so ein Pech, kurze Zeit später kam die eigentliche „Beute“. Die Herren bekamen natürlich Wind von der Sache und waren gewarnt. 34.000 Gulden zum Teufel!

 

Hier kommen nun die Padberger ins Spiel! Nicht nur, dass die Wegelagerer die ein oder andere Kuh und auch den ein oder anderen Gefangenen nach Padberg geschleppt hatten. Nein, ganz offen boten  die beiden Herren Johann und Friedrich von Padberg dem Reichsritter aus dem fernen Hohenlohe Hilfe, Verpflegung und Logis an. Kurz zuvor hatten sie noch mit Graf Phillip II. von Waldeck auf seinem Landsitz in Udorf gepichelt. Dabei hatte der seinen Unmut über die Freundschaft der Padberger mit dem süddeutschen „Fehdekönig“ kundgetan! Auch sollten sie die Beute wieder an die Mainzer zurück geben. Getreu nach dem berühmten Spruch ihres Freundes „Er möge mich am A… lecken“ ignorierten die zwei dieses Ansinnen. Denn besonders gut verstanden hat man sich mit den Waldeckern ohnehin nie. So besuchte denn der Schwabe die Padberger. Da so ein alter Recke auch Manieren hatte, übernachtete er zunächst im Dorf. Am Palmsonntag des Jahres 1516 besuchte er alsdann in der Kirche St.-Petrus, „wie es sich für einen guten Christenmenschen gehört“ die Messe. Anschließend nahmen Johann und Friedrich von Padberg ihren Gast mit auf die Burg. Dort schmiedete man dann wohl die Pläne zur Entführung des „nervigen“ Waldeckers. Denn das der Herr von Berlichingen ortskundige Hilfe gehabt haben muss, steht genauso fest, wie es das Eisen seiner rechten Hand ist. Diese hatte er übrigens 1504 durch Beschuss verbündeter Truppen während des Landshuter Erbfolgekrieges verloren.

 

Gesagt, geplant, getan. Man hatte in Erfahrung gebracht, dass Graf Phillip II. nach Arnsberg reiten wollte. So legte man sich wieder auf die Lauer und am 11. April des gleichen Jahres überfiel Götz von Berlichingen mit Hilfe der Padberger den Grafen bei Kloster Dahlheim. Im Kampf Mann gegen Mann besiegte der 36-jährige Götz mit seinem Haufen den doch schon betagten Waldecker. Man spielte das alte Spiel: erpressen, verhandeln, zahlen und schließlich freilassen. Finanziell und gesundheitlich hatte die 20-wöchige Gefangenschaft dem 64-jährigen Waldecker erheblich geschadet. Herr Götz von Berlichingen kaufte nur ein Jahr nach diesem Coup die Burg Hornberg im schönen Neckartal. Er erreichte mit ca. 82 Jahren trotz seines kämpferischen Wesens ein für die damalige Zeit biblisches Alter. Ob die Herren von Padberg auch nur einen Gulden von den 8.000 Gulden Lösegeld oder der weiteren für die damalige Zeit unverschämt bemessenen 100 Gulden für Kost und Logis abbekommen haben, ist nicht überliefert. Auch weitere Besuche des berüchtigten Ritters in Padberg nach dieser Episode sind nicht bekannt.

 

C. L.

 


 

 

Götz von Berlichingen und die Padberger

 

 

Ganz genau 500 Jahre

gingen seither in die Lande,

da zogen Raubritter umher

als gefürchtet' Benglerbande.

 

Vereinten die Herrn von Padberg

sich mit Götz von Berlichingen,

durch Entführung und Erpressung

Geld in die Truhen zu bringen.

 

Es gingen dem Götz die fetten

Pfaffen von Mainz durch die Lappen.

Da musste man sich halt eine

and're lohnend Beute schnappen.

 

Am Palmsonntag auf Burg Padberg

März fünfzehnhundertundsechszehn

planten Götz, Johann und Friedrich

ein Scheußlich schändliches Vergeh'n.

 

Beim Ritterschmaus mit reichlich Met,

Frischem Brot, Gans und Wildschweinspeck,

fanden sie das Opfer bald schon

im Grafen Phillip zu Waldeck.

 

Im April des Jahres nahe

Kloster Dahlheim hatten sie Glück,

denn dort sind sie ihm erfolgreich

auf die gräflich' Pelle gerückt.

 

Mann um Mann wurde gefochten,

gestochen und gar graus gerauft,

Götz den Grafen für 8000

Gulden den Waldeckern verkauft.

 

Erwarb Burg Hornberg, die Schöne

am Neckar bequem zum Leben,

die Brüder im kalt' Gemäuer

fristen fort ihr Hungerleben.

 

Ja so war das eben!

 

C.L.