Tag der jüdischen Geschichte in Padberg am 26.04.2015

Tag der jüdischen Geschichte in Padberg

Etwa hundert interessierte Besucher nahmen die Einladung an und informierten sich über die jüdische Geschichte in Padberg.Beim Betreten der kleinen Fachwerksynagoge wurden sie mit einem „Hevenu shalom alechem“  (Wir wünschen Frieden für euch alle), welches live von der Empore erklang, begrüßt. Eng wurde es, doch jeder lauschte andächtig dem Lied und später interessiert den anschließenden Ausführungen des Ortsheimatspflegers Norbert Becker und von Stefan Lemberg.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des „Förderverein Ring-Padberg“ Reinhard Becker, ergriff Norbert Becker das Wort und gab einen Rückblick auf die Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Padberg. Erstmals wurden Juden in Padberg um 1672 erwähnt. Im Jahre 1751 dann auch eine Synagoge.  Ein solches Bet- oder Versammlungshaus wurde eingerichtet wenn eine jüdische Gemeinde wenigstens 10 männliche erwachsene Mitglieder hatte.  Da dies in Padberg allein zu dieser Zeit noch nicht der Fall war, schlossen sich die Juden aus Padberg mit denen aus den umliegenden Dörfern zusammen um diese Gemeinde zu gründen. In Beringhausen gab es in dieser Zeit übrigens auch solch einen Versammlungsraum, der anfänglich im Wechsel mit der Synagoge in Padberg genutzt wurde.

Die Zahl der in Padberg wohnenden Juden stieg im Laufe der Jahre stark an, vor allem auch deshalb, weil in Padberg ein besonders gutes Klima für sie herrschte. Man hatte erkannt, dass sie für die Entwicklung und den Fortbestand einer Gemeinde von nicht geringer Wichtigkeit waren.  1831 war etwa jeder siebte Bürger im Ort ein Jude. In den folgenden Jahren begann der Anteil der Juden zurückzugehen.  Nach dem ersten Weltkrieg wurde er dann so gering, dass man die Synagogengemeinde 1931 auflöste und die Synagoge an einen Handwerker verkaufte. Aus diesem Grunde überlebte das Gebäude dann auch das Dritte Reich. Heute ist es in die Hand der Stadt Marsberg übergangen und wird von dieser erhalten und gepflegt.

Stefan Lemberg, mit Padberger Wurzeln, ist in der Verwaltung der Judenfriedhöfe in Köln und dessen Umland tätig. Als Jemand, der sich schon von Berufswegen mit der jüdischen Geschichte und jüdischen Riten auseinandersetzt, konnte er sehr gut erklären, wie eine Sabbatfeier in einer Synagoge ablief und welche Riten und Gebete wichtig waren. An Hand einiger jüdischer Feiertage erklärte er die Parallelen zu den Gebräuchen in den christlichen Kirchen.  Wir erfuhren, dass die Thora im Grunde nichts anderes ist, als das Alte Testament.  Daraus wurden in jeder Sabbatfeier Abschnitte vorgelesen.  Diejenigen die es noch nicht wussten erfuhren, dass die Thorarolle in der Regel handgeschrieben ist.
 

Beim anschließenden Gang zum Padberger Judenfriedhof gab es Gelegenheit noch viele Fragen zu beantworten. Dort angekommen erklärte Stefan Lemberg die jüdischen Bestattungsriten.  Wie die Synagogen, sind auch die Gräber nach Möglichkeit nach Jerusalem ausgerichtet. Beerdigt wird möglichst schnell nach Eintritt des Todes. Der oder die Toten werden mit einfachen weißen Baumwollhemden, -hosen, -gürtel oder –schürze gewandet und bekommen aus dem gleichen Stoff Schuhe und eine Mütze oder Haube aufgesetzt. Anschließend werden sie in ein weißes Baumwolltuch gehüllt und in einem einfachen schmucklosen Sarg beerdigt. Interessant war es für die Zuhörer auch, zu erfahren, dass die Gräber nicht irgendwann wieder eingeebnet werden, wie es bei uns oft der Brauch ist, sonders dass diese eigentlich immer bestehen bleiben. Die Verstorbenen sollen dann am Tag des Jüngsten Gerichts daraus wieder auferstehen können. Aus diesem Grund kommen auch nur Erdbestattungen in Frage. Somit war es für das Judentum ein großer Frevel, neben allen Schrecken, die die Menschen im Dritten Reich und in den Lagern erleiden mussten, dass die Leichen oft einfach verbrannt wurden.


Alle Besucher an dieser Veranstaltung in Padberg waren sich einig, dass sie nicht nur einen Einblick in die jüdische Geschichte in Padberg erhalten haben, sondern auch in viel Unbekanntes über jüdische Riten und Gebräuche. Gerade der Vortrag von Stefan Lemberg hat den Blick auf die Vergangenheit und die Zukunft geschärft, Unklarheiten beseitigt und damit für ein besseres Verstehen des jüdischen Glaubens gesorgt.

Es wurde übrigens angeregt, dass der Förderverein Ring-Padberg eine solche oder ähnliche Veranstaltungen ruhig öfter einmal durchführen sollte.